Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Straßenbahn in deutschen Städten oft nicht nur die umweltfreundlichere, sondern die strategisch intelligentere Wahl für Zeit- und Kosteneffizienz.

  • Moderne Trams sind auf eigenen Trassen in Stoßzeiten nachweislich schneller als der Autoverkehr.
  • Durch gezielte Ticketwahl und das Nutzen von Arbeitgeberzuschüssen lässt sich mehr sparen als mit Einzelfahrten.

Empfehlung: Analysieren Sie Ihre Routen und Fahrzeiten, um die Tram als Kernstück Ihres persönlichen Mobilitäts-Portfolios zu etablieren und so aktiv Zeit und Geld zu gewinnen.

Stehen Sie auch regelmäßig im Stau und fragen sich, ob es nicht einen besseren Weg durch die Stadt gibt? Viele deutsche Stadtbewohner besitzen ein Auto und nutzen es aus Gewohnheit, obwohl eine Straßenbahnhaltestelle nur wenige Minuten entfernt ist. Die Vorurteile sind hartnäckig: Trams seien langsam, unzuverlässig und immer überfüllt. Man glaubt, die Flexibilität des eigenen Wagens sei unersetzlich. Doch diese Annahmen basieren oft auf einem veralteten Bild des öffentlichen Nahverkehrs.

Die Realität in den meisten deutschen Städten sieht heute anders aus. Moderne Straßenbahnsysteme sind hochgradig optimierte Netzwerke, die dem Individualverkehr in vielen Aspekten überlegen sind. Doch um diese Vorteile wirklich zu nutzen, reicht es nicht, nur Fahrgast zu sein. Was wäre, wenn Sie die Straßenbahn nicht als Notlösung, sondern als aktives strategisches Werkzeug betrachten würden? Wenn Sie das System verstehen und für sich arbeiten lassen, anstatt nur passiv darin mitzufahren? Genau das ist der Schlüssel zu einer stressfreieren, planbareren und oft sogar schnelleren urbanen Mobilität.

Dieser Artikel ist Ihr Leitfaden, um vom frustrierten Autofahrer zum souveränen ÖPNV-Strategen zu werden. Wir demontieren die gängigsten Mythen mit Fakten und zeigen Ihnen, wie Sie Ihr lokales Tramnetz wie ein Profi „hacken“. Sie lernen, die wahren Geschwindigkeitsvorteile zu erkennen, die kosteneffizienteste Ticket-Option für Ihr Fahrverhalten zu finden und die typischen Anfängerfehler zu vermeiden. Machen Sie sich bereit, Ihre täglichen Wege neu zu denken.

Um Ihnen den Einstieg in die strategische Nutzung der Straßenbahn zu erleichtern, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Er führt Sie von den grundlegenden Vorteilen bis hin zu fortgeschrittenen Techniken für einen optimalen Mobilitätsmix.

Warum moderne Trams oft schneller sind als Autos im Stadtverkehr?

Das hartnäckigste Vorurteil gegenüber der Straßenbahn ist ihre angebliche Langsamkeit. Doch diese Wahrnehmung trügt, besonders während der Stoßzeiten. Der entscheidende Vorteil moderner Tramnetze liegt in ihrer Infrastruktur: Ein Großteil der Strecken verläuft auf eigenen Gleiskörpern, getrennt vom Individualverkehr. Während Autos im Stop-and-Go-Verkehr stecken, fährt die Tram oft ungehindert vorbei. Dieser Effekt wird als „Zeit-Arbitrage“ bezeichnet – Sie gewinnen aktiv Zeit, indem Sie auf das Verkehrsmittel setzen, das systembedingt unempfindlicher gegenüber Staus ist.

Zahlen belegen dies eindrucksvoll. In Berlin beispielsweise erreichen Straßenbahnen in den Hauptverkehrszeiten eine deutlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit als Pkw. Eine Untersuchung von Inrix zeigt, dass Straßenbahnen in Berlin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,3 km/h erreichen, während Autos nur auf 8,2 km/h kommen. Das ist mehr als doppelt so schnell. Dieser Vorteil ist kein Berliner Einzelfall. Eine deutschlandweite Studie bestätigt, dass Städte wie Hamburg und Frankfurt ebenfalls hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten im Schienenverkehr aufweisen, die weit über denen des Autoverkehrs in den Innenstädten liegen. Die Straßenbahnlinie 20 in Frankfurt erreicht sogar Spitzenwerte von 49,4 km/h.

Der zweite Faktor ist die intelligente Ampelschaltung. An vielen Kreuzungen erhalten Straßenbahnen automatisch Vorrang. Sobald sich eine Tram nähert, schaltet die Ampel für sie auf Grün, was die Fahrtzeit weiter verkürzt und die Planbarkeit erhöht. Für Autofahrer ist die Ankunftszeit oft ein vages Schätzfenster, während die Tram eine präzise geplante Ankunft ermöglicht. Diese Verlässlichkeit ist ein oft unterschätzter Luxus im urbanen Pendelverkehr.

Die Entscheidung für die Tram ist also keine des Verzichts, sondern eine bewusste Wahl für Effizienz und Planbarkeit.

Wie Sie Ihr lokales Straßenbahnnetz in 3 Schritten meistern?

Um die Straßenbahn strategisch zu nutzen, müssen Sie das Netzwerk verstehen. Es geht nicht darum, jede Linie auswendig zu kennen, sondern darum, sich eine „System-Intelligenz“ anzueignen. Damit verwandeln Sie den Linienplan von einer verwirrenden Karte in Ihr persönliches Navigationsinstrument. Diese „Knotenpunkt-Meisterschaft“ ist der Schlüssel zu maximaler Flexibilität. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, Ihr lokales Netz in kürzester Zeit zu beherrschen.

Fahrgäste an einem modernen Straßenbahn-Umsteigeknotenpunkt, die sich orientieren.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind moderne Umsteigeknoten darauf ausgelegt, schnelle und intuitive Wechsel zwischen verschiedenen Linien zu ermöglichen. Mit der richtigen Vorbereitung navigieren auch Sie bald souverän durch das geschäftige Treiben und nutzen das Netz optimal für Ihre Wege. Der folgende Plan ist Ihre Blaupause für den Weg zum Tram-Profi.

Ihr Plan zur Meisterschaft des lokalen Straßenbahnnetzes

  1. Knotenpunkte identifizieren: Listen Sie Ihre 3-5 wichtigsten Zielorte (Arbeit, Fitnessstudio, Freunde) auf. Nutzen Sie eine ÖPNV-App wie den DB Navigator, um die zentralen Umsteigeknotenpunkte für diese Routen zu finden. Notieren Sie sich die Taktfrequenzen (z.B. alle 5, 10 oder 15 Minuten) dieser Knotenpunkte zu Ihren relevanten Zeiten.
  2. Pünktlichkeit validieren: Verlassen Sie sich nicht nur auf den Fahrplan. Nutzen Sie über zwei Wochen das Echtzeit-Tracking in Ihrer App, um die tatsächliche Pünktlichkeit Ihrer potenziellen Stammlinien zu beobachten. Gibt es wiederkehrende Verspätungen auf einer Linie um 8:15 Uhr? Diese Information ist Gold wert.
  3. Ausweichrouten definieren: Nichts ist frustrierender als eine plötzliche Störung. Definieren Sie für jede Ihrer Hauptstrecken mindestens eine feste Ausweichroute. Das kann eine andere Tram-Linie, eine Busverbindung vom nächsten Knotenpunkt oder die Kombination mit einem Leihrad sein. Speichern Sie diese Alternativen ab.

Mit diesem Vorgehen sind Sie nicht mehr nur Passagier, sondern aktiver Manager Ihrer Mobilität, der auf Störungen vorbereitet ist und immer einen Plan B hat.

Einzelticket, Monatskarte oder Jobticket: Was spart bei 15 Fahrten pro Monat?

Das Vorurteil, der ÖPNV sei teuer, hält sich hartnäckig. Doch das liegt oft daran, dass Autofahrer die Kosten falsch vergleichen: Sie rechnen den Preis eines Einzeltickets gegen eine Tankfüllung, vergessen dabei aber die immensen Fixkosten eines Autos (Versicherung, Steuer, Wertverlust, Wartung). Eine strategische Ticketwahl ist der größte Hebel, um die Kosteneffizienz der Tram zu maximieren. Betrachten wir ein konkretes Szenario für einen Gelegenheitsfahrer mit 15 Fahrten pro Monat.

Die folgende Tabelle zeigt einen beispielhaften Kostenvergleich, der verdeutlicht, wie schnell sich Abonnements gegenüber Einzeltickets rechnen, insbesondere wenn der Arbeitgeber einen Teil der Kosten übernimmt.

Ticketkostenvergleich für 15 Fahrten im Monat
Ticketart Monatspreis Kosten bei 15 Fahrten Ersparnis
Einzelticket (à 3€) 45€ Basis
Deutschlandticket 49€ 49€ -4€
Jobticket (50% AG-Zuschuss) 24,50€ 24,50€ +20,50€

Wie die Tabelle zeigt, ist das Deutschlandticket bei nur 15 Fahrten noch nicht die günstigste Option. Doch die Schwelle zur Rentabilität ist niedrig. Offizielle Berechnungen zeigen, dass sich das 49€ Deutschlandticket bereits ab 17 Einzelfahrten pro Monat lohnt. Der wahre „Game-Changer“ ist jedoch das Jobticket. Viele Arbeitgeber in Deutschland bezuschussen das Deutschlandticket, oft mit 50% oder mehr. Damit wird die Tram unschlagbar günstig.

Ihre erste Handlung als angehender Tram-Stratege sollte daher sein, bei Ihrer Personalabteilung nach den Konditionen für ein Jobticket zu fragen. Oft ist diese Option nicht prominent beworben, aber auf Nachfrage verfügbar. Selbst wenn Sie nur wenige Tage pro Woche pendeln, kann sich diese Investition bereits lohnen und macht jede zusätzliche private Fahrt quasi kostenlos.

So wird die Tram nicht nur zu einer zeitlichen, sondern auch zu einer finanziell überlegenen Alternative.

Die 4 Tram-Fehler, die Sie als Neuling sofort enttarnen

Der Umstieg vom Auto auf die Straßenbahn kann anfangs verunsichern. Es gibt ungeschriebene Gesetze und kleine Fallstricke, die erfahrene Pendler intuitiv beherrschen, Neulinge aber ins Schwitzen bringen. Diese Unsicherheit kann eine große Hürde sein. Indem Sie die häufigsten Fehler kennen und vermeiden, wirken Sie nicht nur souveräner, sondern gestalten Ihre Fahrt auch deutlich entspannter. Hier sind die vier häufigsten Fauxpas und wie Sie sie umgehen.

Erstens, das Ignorieren von Bedarfshaltestellen. Viele Haltestellen, besonders außerhalb des Stadtzentrums, werden nur bei Bedarf angefahren. Wenn Sie nicht rechtzeitig den Haltewunschknopf drücken, fährt die Bahn einfach durch. Achten Sie auf die Ansagen oder die Anzeigen in der Bahn. Im Zweifel gilt: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig drücken.

Zweitens, die falsche Türwahl. In den meisten deutschen Städten gibt es eine unausgesprochene Regel: Vorne und in der Mitte einsteigen, an allen Türen aussteigen. Dies sorgt für einen schnelleren Fahrgastwechsel. Blockieren Sie nicht die aussteigenden Passagiere, indem Sie sich direkt vor die Tür stellen. Ein besonders wichtiger Hinweis für Eltern: Achten Sie auf die mit einem Kinderwagen-Symbol markierten Türen. Dort ist mehr Platz und der Einstieg ist meist barrierefrei.

Drittens, die Missachtung der Sperrzeiten für Fahrräder. Die Mitnahme eines Fahrrads ist eine tolle Möglichkeit, die „letzte Meile“ zu überbrücken, aber sie ist nicht immer erlaubt. Fast alle Verkehrsverbünde haben Sperrzeiten während der morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten (typischerweise 6-9 Uhr und 16-19 Uhr). Wer sein Rad zur falschen Zeit mitnehmen will, erntet nicht nur böse Blicke, sondern riskiert auch, von der Mitfahrt ausgeschlossen zu werden. Ein Faltrad, das als Gepäckstück gilt, ist hier die stressfreie Alternative.

Viertens, das Zögern beim Ein- und Aussteigen. Straßenbahnen haben straffe Zeitpläne. Zögern Sie nicht, zügig einzusteigen oder sich rechtzeitig vor dem Ausstieg zur Tür zu begeben. Das hält den Verkehrsfluss aufrecht und trägt zu einer pünktlichen Fahrt für alle bei.

Wann sollten Sie Tram fahren, um immer einen Sitzplatz zu bekommen?

Eine der größten Sorgen von Umsteigern ist die Vorstellung, in einer überfüllten Straßenbahn eingequetscht zu sein. Doch auch hier können Sie mit strategischem Wissen Ihre Chancen auf einen komfortablen Sitzplatz drastisch erhöhen. Der Schlüssel liegt im Verständnis der Pendlerströme und der Anwendung des „Gegenstrom-Prinzips“. Die meisten Menschen pendeln morgens in die Stadtzentren und abends wieder hinaus in die Wohngebiete.

Wenn Ihr Arbeitsweg oder Ihre Termine es zulassen, können Sie diesen Strom gezielt ausnutzen. Verkehrsanalysen zeigen, dass Fahrten in die entgegengesetzte Richtung – also morgens aus dem Zentrum heraus oder abends ins Zentrum hinein – oft nur eine Auslastung von unter 30% aufweisen. Das bedeutet leere Bahnen und freie Sitzplatzwahl. Selbst wenn Sie in der Hauptrichtung fahren, gibt es einen Trick: Bei Linien mit hohem Takt (z.B. alle 5-10 Minuten) lohnt es sich oft, eine sichtlich überfüllte Bahn abfahren zu lassen. Die unmittelbar folgende ist in vielen Fällen deutlich leerer, da sich die Menschenmassen an der Haltestelle in der ersten Bahn stauen.

Fallbeispiel: Die Gegenstrom-Strategie

Eine Analyse des BUND zeigt, dass die Auslastung von ÖPNV-Fahrzeugen stark richtungsabhängig ist. Ein Pendler, der am Stadtrand wohnt und in einem Gewerbegebiet weiter außerhalb arbeitet, fährt morgens „gegen den Strom“ und genießt eine leere Bahn. Ein anderer Pendler, der in der Innenstadt wohnt und abends zum Sport in einen äußeren Stadtteil fährt, profitiert ebenfalls vom Gegenstrom-Prinzip und findet fast immer einen Sitzplatz.

Die Wahl des richtigen Zeitfensters ist also entscheidend. Fahrten zwischen 10 und 15 Uhr sind generell am leersten. Wenn Sie flexibel sind, legen Sie Termine bewusst in diese Zeit. Sie vermeiden nicht nur den Stress der Rushhour, sondern können die Fahrzeit entspannt zum Lesen oder Arbeiten nutzen, anstatt sich an einer Haltestange festklammern zu müssen.

Leerer Straßenbahninnenraum mit vielen freien Sitzplätzen am frühen Morgen.

So wird die Fahrt in der Straßenbahn nicht zum notwendigen Übel, sondern zu einer willkommenen Pause im Alltag.

Wie Sie Ihr individuelles Mobilitätsmix in 4 Schritten zusammenstellen?

Ein strategischer Umgang mit urbaner Mobilität bedeutet nicht, das Auto komplett zu verbannen. Es geht darum, für jeden Weg das intelligenteste Verkehrsmittel zu wählen und ein flexibles „Mobilitäts-Portfolio“ aufzubauen. Die Straßenbahn bildet dabei oft das Rückgrat, wird aber je nach Bedarf durch andere Optionen ergänzt. Dieser multimodale Ansatz bietet das Beste aus allen Welten: Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Tram auf Hauptachsen, Flexibilität durch Leihräder oder E-Scooter für die „letzte Meile“ und die Verfügbarkeit eines Autos (z.B. via Carsharing) für Großeinkäufe oder Ausflüge.

Die positive Resonanz auf das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass viele Menschen bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. So berichtet das Umweltbundesamt, dass während des 9-Euro-Ticket-Zeitraums rund 10% der Käufer angaben, dadurch auf mindestens eine ihrer üblichen Autofahrten pro Woche verzichtet zu haben. Dies beweist das enorme Potenzial eines gut durchdachten Mobilitätsmixes. Hier sind vier Schritte, um Ihr persönliches Portfolio zu erstellen:

  1. Wege analysieren: Identifizieren Sie Ihre drei häufigsten Wege (z.B. Arbeit, Sport, Supermarkt). Definieren Sie für jeden Weg eine Primär-Option (z.B. Tram für die Arbeit), eine Schönwetter-Alternative (z.B. Leihrad zum Sport) und eine Notfall-Option (z.B. Carsharing für den Großeinkauf).
  2. App-Ökosystem wählen: Bündeln Sie Ihre Optionen in einer App. In Berlin ist dies z.B. Jelbi, in Hamburg HVV Switch. Diese Apps integrieren ÖPNV, Bikesharing, E-Scooter und Carsharing. Für überregionale Fahrten ist der DB Navigator oft die beste Wahl, da er fast alle deutschen Verkehrsverbünde abdeckt.
  3. Kosten kombinieren: Nutzen Sie Synergien. Das Deutschlandticket ist die Basis. Viele Verkehrsverbünde bieten Inhabern des Deutschlandtickets Rabatte auf lokale Bikesharing-Angebote. Prüfen Sie diese Kombi-Angebote, um doppelt zu sparen.
  4. Letzte Meile planen: Die größte Hürde ist oft der Weg von der Haltestelle zum Ziel. Planen Sie diese „letzte Meile“ aktiv. E-Scooter-Anbieter haben oft Parkzonen an wichtigen Knotenpunkten. Ein eigenes Faltrad, das Sie kostenlos in der Tram mitnehmen können, bietet maximale Flexibilität.

So erlangen Sie eine neue Form der Freiheit – die Freiheit, für jede Situation die cleverste, schnellste und günstigste Mobilitätslösung zur Hand zu haben.

Wie Sie Diebstahl, Schweiß und Regen beim Radpendeln meistern?

Das Fahrrad ist der perfekte Partner für die Straßenbahn im urbanen Mobilitätsmix. Es überbrückt die „letzte Meile“ schnell und flexibel. Doch drei große Sorgen halten viele vom Radpendeln ab: die Angst vor Fahrraddiebstahl an der Haltestelle, die Sorge, verschwitzt im Büro anzukommen, und die Unvorhersehbarkeit von Regen. Mit den richtigen Strategien lassen sich diese Probleme jedoch elegant lösen.

Fallbeispiel: Die Bike+Ride-Strategie

Die Kombination von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr, bekannt als Bike+Ride, ist eine bewährte Methode. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) reduziert die Nutzung gesicherter Bike+Ride-Anlagen an Bahnhöfen das Diebstahlrisiko um bis zu 80%. Die ultimative Lösung ist ein Faltrad. Es kann als Gepäckstück kostenlos in deutschen Straßenbahnen mitgenommen werden, eliminiert das Diebstahlrisiko komplett und bietet maximale Flexibilität bei plötzlichen Wetterumschwüngen.

Um die drei Kernprobleme des Radpendelns zu meistern, können Sie folgende Lösungsansätze in Ihr Mobilitäts-Portfolio integrieren:

  • Gegen Diebstahl: Nutzen Sie gesicherte und oft videoüberwachte Bike+Ride-Stellplätze an wichtigen Tram-Knotenpunkten. Investieren Sie in ein hochwertiges, ADFC-zertifiziertes Schloss (Bügelschloss oder Faltschloss) und schließen Sie immer den Rahmen, nicht nur das Vorderrad, an einem festen Gegenstand an.
  • Gegen Schweiß: Sie müssen nicht die gesamte Strecke mit dem Rad fahren. Fahren Sie nur eine Teilstrecke zum nächsten Tram-Hub, der außerhalb des verkehrsreichen Zentrums liegt. Diese kürzeren Distanzen minimieren die Anstrengung und das Schwitzen. Für längere Strecken sind E-Bikes eine hervorragende Alternative.
  • Gegen Regen: Ein plötzlicher Regenschauer kann den Heimweg ruinieren. Ein Faltrad ist hier die Rettung. Es lässt sich in wenigen Sekunden zusammenklappen und als Gepäckstück mit in die nächste Tram nehmen. So bleiben Sie flexibel und kommen trocken an. Alternativ können Sie an Regentagen auf Bikesharing für die letzte Meile ausweichen, sodass Ihr eigenes Rad sicher zu Hause bleibt.

So wird das Fahrrad vom Schönwetter-Hobby zum verlässlichen Bestandteil Ihrer täglichen Mobilität.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die strategische Nutzung der Tram basiert auf dem Verständnis von Zeitvorteilen, Kostenstrukturen und Verkehrsflüssen.
  • Ein persönliches Mobilitäts-Portfolio, das Tram, Rad und Sharing-Angebote kombiniert, bietet maximale Flexibilität.
  • Das Überwinden von Vorurteilen und das Erlernen grundlegender Systemregeln sind der Schlüssel zu stressfreier urbaner Mobilität.

Wie Sie sich in jeder U-Bahn-Stadt sofort zurechtfinden ohne Stress

Die Fähigkeiten, die Sie sich bei der Meisterung Ihres lokalen Straßenbahnnetzes aneignen, sind universell anwendbar. Die Prinzipien der „System-Intelligenz“ und „Knotenpunkt-Meisterschaft“ lassen sich auf jedes öffentliche Nahverkehrssystem der Welt übertragen, insbesondere auf U-Bahnen in fremden Städten. Anstatt sich von einem unbekannten Netzplan überfordert zu fühlen, können Sie Ihre erlernten Strategien anwenden, um sich schnell und stressfrei zurechtzufinden.

Das wichtigste Werkzeug in Ihrem Arsenal ist eine universelle Navigations-App. Der DB Navigator ist hierfür in Deutschland ideal, da er die Daten fast aller Verkehrsverbünde integriert und somit für U-Bahn, S-Bahn, Tram und Bus funktioniert. International sind Apps wie Google Maps oder Citymapper unverzichtbar. Der Trick besteht darin, sich nicht auf das Merken von Endhaltestellen zu konzentrieren, sondern auf Liniennummern und -farben. Dieses System ist in über 90% aller Netze weltweit standardisiert und wesentlich einfacher zu erfassen.

Fortgeschrittene Apps wie Citymapper gehen sogar noch einen Schritt weiter und optimieren Ihre Position im Zug. Sie zeigen Ihnen an, in welchem Wagen Sie einsteigen sollten, um am Umsteigebahnhof direkt vor der richtigen Rolltreppe oder dem passenden Ausgang zu stehen. Dies spart wertvolle Minuten und reduziert den Stress an großen, unübersichtlichen Stationen erheblich. Ein weiterer universeller Trick betrifft die Orientierung nach dem Aussteigen. Fast alle Übersichtspläne an deutschen Haltestellen sind genordet. Ein schneller Blick auf die Kompass-App Ihres Smartphones genügt, um den Plan korrekt auszurichten und den richtigen Weg zu finden.

Die Fähigkeit, sich in jedem ÖPNV-Netz schnell zurechtzufinden, ist der ultimative Beweis Ihrer Mobilitätskompetenz. Wenden Sie die hier gelernten universellen Orientierungsprinzipien bei Ihrer nächsten Reise an.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihre täglichen Wege neu zu bewerten und die Straßenbahn als das zu sehen, was sie ist: ein mächtiges Werkzeug für eine intelligentere, schnellere und entspanntere Mobilität in der Stadt.

Häufige Fragen zur Nutzung von Straßen- und U-Bahnen

Wie finde ich mich an großen Umsteigestationen zurecht?

Orientieren Sie sich an Liniennummern und -farben statt an den Namen der Endhaltestellen. Dieses System ist international verständlich und führt Sie zuverlässig zum richtigen Gleis. Suchen Sie nach den großen Schildern, die die Liniennummern deutlich anzeigen.

Wie weiß ich, wo im Zug ich einsteigen soll?

Für maximale Effizienz nutzen Sie Apps wie Citymapper oder den DB Navigator. Diese zeigen oft an, in welchem Wagen (vorne, mittig, hinten) Sie einsteigen sollten, um am Zielbahnhof den kürzesten Weg zum Ausgang oder zum Anschlussgleis zu haben.

Wie orientiere ich mich nach dem Aussteigen an der Haltestelle?

Suchen Sie den Umgebungsplan an der Haltestelle. In Deutschland sind diese Pläne fast immer genordet (Norden ist oben). Öffnen Sie die Kompass-Funktion auf Ihrem Smartphone, um sich schnell zu orientieren und die richtige Richtung für Ihren Fußweg zu finden.

Geschrieben von Sabine Hoffmann, Sabine Hoffmann ist Diplom-Ingenieurin für Verkehrswesen und seit 14 Jahren als Mobilitätsberaterin für nachhaltige urbane Verkehrssysteme tätig. Sie ist zertifizierte Mobilitätsmanagerin (IHK) und arbeitet aktuell als Leiterin Nachhaltige Mobilität bei einer kommunalen Verkehrsgesellschaft mit über 500 Mitarbeitenden. Ihr Schwerpunkt liegt auf multimodalen Verkehrskonzepten und der Optimierung von Pendlerverkehr in deutschen Großstädten.