Veröffentlicht am März 11, 2024

Die sichere Nutzung von Gesundheits-Apps hängt nicht von den Kosten ab, sondern von Ihrer Fähigkeit, den medizinischen Nutzen und die Datensicherheit risikobasiert zu bewerten.

  • Geprüfte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept bieten garantierte medizinische Validierung und DSGVO-konformen Datenschutz.
  • Bei kostenlosen Apps müssen Sie selbst die Spreu vom Weizen trennen, indem Sie Zertifizierungen, Datenschutzangaben und den Hersteller prüfen.
  • Die richtige Wahl hängt vom Zweck ab: Lifestyle-Apps für die Prävention, zertifizierte Apps zur Überwachung und ausschließlich DiGA zur Therapiebegleitung.

Empfehlung: Entwickeln Sie eine digitale Gesundheitskompetenz, um für jede Situation das passende und sicherste Tool auszuwählen, anstatt pauschal Apps zu meiden oder blind zu vertrauen.

In einer Welt, in der das Smartphone zum ständigen Begleiter geworden ist, verspricht eine Flut von Gesundheits-Apps, uns fitter, gesünder und achtsamer zu machen. Von Kalorienzählern über Schlaftracker bis hin zu digitalen Symptom-Checkern – der Markt für eHealth-Lösungen boomt. Doch diese Fülle an Möglichkeiten birgt ein tiefes Paradox: Während das Potenzial für eine selbstbestimmte Gesundheitsvorsorge riesig ist, sind die Zweifel an der medizinischen Verlässlichkeit und vor allem am Datenschutz ebenso groß. Viele Nutzer fragen sich zu Recht: Wem kann ich meine sensibelsten Daten anvertrauen? Welcher App-Empfehlung kann ich wirklich folgen?

Die üblichen Ratschläge, wie „nur Apps aus offiziellen Stores laden“ oder „die Bewertungen lesen“, greifen oft zu kurz. Sie adressieren nicht die Kernprobleme: die mangelnde wissenschaftliche Evidenz vieler Anwendungen und die oft undurchsichtigen Datenschutzpraktiken, die nicht mit der deutschen Gründlichkeit in Sachen DSGVO vereinbar sind. Was wäre aber, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, alle kostenlosen Apps pauschal zu meiden oder blind auf jede ärztliche Empfehlung zu vertrauen? Was, wenn die wahre Lösung in der Entwicklung einer digitalen Gesundheitskompetenz liegt? Es geht darum, einen risikobasierten Ansatz zu erlernen, um für jede spezifische Situation – sei es allgemeine Prävention, die Überwachung einer chronischen Erkrankung oder die Unterstützung einer Therapie – das richtige und vor allem sichere digitale Werkzeug auszuwählen.

Dieser Leitfaden ist Ihre Ausbildung zur souveränen Patientin und zum souveränen Patienten im digitalen Zeitalter. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Spreu vom Weizen trennen, welche Kriterien wirklich zählen und wann eine App auf Rezept (DiGA) die unschlagbar bessere Wahl ist. So navigieren Sie sicher durch den eHealth-Dschungel und nutzen das volle Potenzial der digitalen Gesundheit für sich – ohne Ihre Daten oder Ihre Gesundheit zu gefährden.

Warum 70% der Gesundheits-Apps medizinisch nicht validiert sind?

Die schockierende Realität im App-Store ist, dass ein Großteil der als „gesundheitsfördernd“ beworbenen Anwendungen keinerlei wissenschaftliche Prüfung durchlaufen hat. Der Grund dafür ist vielschichtig. Zum einen gibt es für die meisten Lifestyle- und Fitnessanwendungen keine gesetzliche Verpflichtung für eine qualitätsgesicherte Entwicklung. Hersteller müssen in den App-Stores oft nur Selbstbeschreibungen und Alterseinstufungen einreichen, ohne den medizinischen Nutzen belegen zu müssen. Laut einer CHARISMHA-Studie des Bundesgesundheitsministeriums fehlt für die überwiegende Mehrheit der Gesundheits-Apps die wissenschaftliche Evidenz. Dieser Umstand schafft einen „Wilden Westen“, in dem kommerzielle Interessen oft über dem Patientenwohl stehen.

Die Hauptgründe für diese Validierungslücke sind:

  • Fehlende einheitliche Qualitätskriterien: Außerhalb des regulierten Marktes gibt es keine klaren Standards, die Hersteller erfüllen müssen.
  • Kurze Entwicklungszyklen: Lifestyle-Apps werden schnell auf den Markt gebracht, während komplexe Studien zur Wirksamkeit Jahre dauern können und teuer sind.
  • Abgrenzungsproblematik: Die Grenze zwischen einer reinen Wellness-Anwendung (z. B. Meditations-App) und einem Medizinprodukt, das Diagnosen oder Therapien unterstützt, ist oft fließend.

Im Gegensatz dazu hat Deutschland mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) einen klaren und sicheren Weg geschaffen. Diese „Apps auf Rezept“ müssen ein strenges Prüfverfahren beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) durchlaufen. Nur wenn eine App nachweislich einen positiven Versorgungseffekt hat (z. B. die Linderung von Symptomen) und strenge Datenschutz- sowie Sicherheitsanforderungen erfüllt, wird sie in das offizielle DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Dies garantiert, dass die Anwendung nicht nur sicher ist, sondern auch einen echten medizinischen Mehrwert bietet, dessen Kosten von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

Wie Sie in 4 Schritten seriöse von unseriösen eHealth-Apps unterscheiden?

Die Unterscheidung zwischen einer potenziell riskanten App und einem verlässlichen digitalen Helfer erfordert ein systematisches Vorgehen. Es geht darum, digitale Gesundheitskompetenz zu entwickeln und gezielte Prüfmechanismen anzuwenden. Der Vorstand der Bundesärztekammer betont die Notwendigkeit klarer Anforderungen, um das Potenzial digitaler Anwendungen sicher für die Versorgung zu nutzen.

Um das Potenzial von DiGA für die Versorgung zu realisieren, sind aus ärztlicher Sicht eine Reihe von Anforderungen zu erfüllen.

– Vorstand der Bundesärztekammer, Standortbestimmung zum Einsatz medizinischer Apps, März 2023

Ein einfacher, aber effektiver Prozess in vier Schritten hilft Ihnen dabei, eine erste Einschätzung vorzunehmen, insbesondere wenn Sie eine DiGA in Betracht ziehen. Dieser Prozess ist Ihr erster Filter, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Hand prüft DiGA-Verzeichnis auf Smartphone mit Gütesiegel-Icons

Folgen Sie diesem 4-Schritte-Prüfverfahren, um die Seriosität einer App zu verifizieren:

  1. DiGA-Verzeichnis prüfen: Der sicherste Weg ist der Blick ins offizielle DiGA-Verzeichnis des BfArM. Ist die App dort gelistet, können Sie sicher sein, dass sie geprüft wurde und die Kosten von Ihrer gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.
  2. Medizinprodukt-Status verifizieren: Alle DiGAs sind Medizinprodukte und tragen eine CE-Kennzeichnung. Suchen Sie im Impressum oder in der App-Beschreibung nach diesem Kennzeichen. Es signalisiert die Einhaltung der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR).
  3. Verschreibungsprozess verstehen: Eine echte DiGA wird vom Arzt oder Psychotherapeuten verschrieben. Sie erhalten ein Rezept, reichen dieses bei Ihrer Krankenkasse ein und bekommen einen Freischaltcode. Apps, die diesen Prozess umgehen, aber therapeutische Versprechen machen, sind mit Vorsicht zu genießen.
  4. Datenschutzerklärung und Impressum prüfen: Suchen Sie nach einer klaren, verständlichen Datenschutzerklärung (DSGVO-konform) und einem vollständigen Impressum mit Sitz in der EU. Fehlende oder vage Angaben sind eine rote Flagge.

Ihr Plan zur Bewertung einer Gesundheits-App

  1. Kontaktpunkte identifizieren: Listen Sie alle Stellen auf, wo die App beworben wird. Ist es eine Empfehlung vom Arzt, von der Krankenkasse oder nur eine Anzeige in sozialen Medien?
  2. Elemente sammeln: Suchen Sie gezielt nach Impressum, Datenschutzerklärung, CE-Kennzeichnung und wissenschaftlichen Studien, die auf der Website des Herstellers erwähnt werden.
  3. Kohärenz prüfen: Widersprechen sich die Werbeversprechen und die Angaben in der Datenschutzerklärung? Verspricht die App Heilung, ist aber kein Medizinprodukt?
  4. Seriosität bewerten: Prüfen Sie, ob der Hersteller transparent über sein Geschäftsmodell informiert. Gibt es einen klaren Ansprechpartner und Support?
  5. Integrationsplan erstellen: Entscheiden Sie bewusst: Ist dies eine reine Lifestyle-App zur Motivation oder soll sie medizinische Daten erfassen? Besprechen Sie den Einsatz bei Bedenken mit Ihrem Arzt.

Kostenlose Gesundheits-App oder DiGA auf Rezept: Was ist wirklich besser?

Die Frage, ob eine kostenlose App aus dem Store oder eine von der Krankenkasse bezahlte DiGA die bessere Wahl ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Antwort hängt vollständig von Ihrem Anwendungszweck und Ihrem Sicherheitsbedürfnis ab. Während eine kostenlose App für das Zählen von Schritten ausreichen mag, ist sie für die Begleitung einer Depressionstherapie die falsche und potenziell gefährliche Wahl. Hier zeigt sich die Überlegenheit des regulierten DiGA-Systems.

Der folgende Vergleich macht die fundamentalen Unterschiede deutlich und zeigt, warum der Preis nicht das entscheidende Kriterium sein sollte:

Vergleich: Kostenlose Apps vs. DiGA auf Rezept
Kriterium Kostenlose Apps DiGA auf Rezept
Kosten Gratis (oft mit In-App-Käufen) Von Krankenkasse übernommen
Medizinische Validierung Meist keine BfArM-geprüft mit Wirksamkeitsnachweis
Datenschutz Variabel, oft unklar DSGVO-konform, strenge Auflagen
Support Begrenzt Professioneller medizinischer Support

Die Zurückhaltung bei der Verschreibung von DiGAs nimmt langsam ab, auch wenn die Akzeptanz in der Ärzteschaft noch wächst. Eine Umfrage unter deutschen Ärzten aus dem Jahr 2020 zeigte, dass damals erst 2 % DiGAs verschrieben hatten, aber bereits 24 % dies für die Zukunft planten. Dies unterstreicht einen langsamen, aber stetigen Wandel. Eine interessante Alternative stellen auch die Krankenkassen selbst dar. Die Techniker Krankenkasse (TK) beispielsweise bietet ihren Versicherten qualitätsgeprüfte Apps wie die HerzFit-App oder die eCovery-App bei Gelenkbeschwerden kostenlos an. Diese stellen eine vertrauenswürdige Zwischenlösung dar: Sie sind zwar keine DiGA, unterliegen aber der strengen Kontrolle der Krankenkasse.

Die 5 Datenschutz-Fallen bei Gesundheits-Apps, die Ihre Daten gefährden

Ihre Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Dennoch gehen viele kostenlose Apps erschreckend sorglos damit um. Oft ist das Geschäftsmodell solcher Anwendungen nicht der Verkauf der App selbst, sondern der Verkauf Ihrer Daten an Dritte für Werbezwecke oder Marktforschung. Währenddessen wächst die Skepsis in der Bevölkerung: Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 meinen 49 % der Befragten in Deutschland, dass Gesundheits-Apps generell wenig Nutzen haben – eine Haltung, die oft aus Datenschutzbedenken resultiert. Ihre Daten-Souveränität sollte daher oberste Priorität haben.

Um nicht in die Falle zu tappen, müssen Sie die typischen Risiken kennen. Achten Sie besonders auf diese fünf kritischen Punkte, die ein Warnsignal für mangelhaften Datenschutz sind:

  • Falle 1: Unvollständige oder unverständliche Datenschutzangaben: Wenn die Datenschutzerklärung fehlt, schwer zu finden ist oder in kompliziertem Juristendeutsch verfasst ist, sollten die Alarmglocken schrillen. Seriöse Anbieter, insbesondere im Rahmen der DSGVO, müssen klar und transparent darlegen, welche Daten zu welchem Zweck erhoben, verarbeitet und wie lange gespeichert werden.
  • Falle 2: Versteckte Datenübertragung an Dritte: Viele Apps nutzen Tracker von Firmen wie Google oder Facebook, um Nutzerverhalten zu analysieren. Ohne explizite Zustimmung ist die Weitergabe Ihrer Gesundheitsdaten an solche Drittanbieter illegal. Prüfen Sie die Berechtigungen, die eine App anfordert. Benötigt ein Schrittzähler wirklich Zugriff auf Ihre Kontakte?
  • Falle 3: Fehlende Verschlüsselung: Gesundheitsdaten müssen sowohl bei der Übertragung (auf dem Weg von Ihrem Handy zum Server) als auch bei der Speicherung (auf dem Server des Anbieters) stark verschlüsselt sein. Fehlen Hinweise auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sind Ihre Daten bei einem Hackerangriff schutzlos.
  • Falle 4: Intransparente App-Store-Anforderungen: Verlassen Sie sich nicht allein auf die Präsenz im App-Store. Wie bereits erwähnt, basieren die dortigen Informationen oft nur auf Selbstbeschreibungen der Hersteller. Ein kritischer Blick hinter die Fassade ist unerlässlich.
  • Falle 5: Dauerhafte und unklare Datenspeicherung: Die DSGVO schreibt das Recht auf Vergessenwerden vor. Eine App muss klare Informationen darüber geben, wie und wann Ihre Daten gelöscht werden, insbesondere wenn Sie den Dienst nicht mehr nutzen. Vage Formulierungen wie „Speicherung auf unbestimmte Zeit“ sind inakzeptabel.

Wann sollten Sie eHealth-Tools nutzen und wann den Arzt aufsuchen?

eHealth-Tools sind mächtige Werkzeuge, aber sie ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Die Kunst besteht darin, zu wissen, wann eine App eine sinnvolle Unterstützung ist und wann der Gang in die Praxis unumgänglich ist. Ein einfaches Ampelsystem kann Ihnen helfen, die richtige Entscheidung zu treffen und Ihre digitale Gesundheitskompetenz im Alltag anzuwenden.

Stellen Sie sich ein Ampelsystem für Ihre Gesundheit vor: Grün steht für allgemeines Wohlbefinden und Prävention, Gelb für die Überwachung bekannter Zustände und Rot für akute oder unklare Symptome.

Tablet zeigt Ampelsystem für Gesundheitswerte mit grünen, gelben und roten Bereichen

Hier ist eine klare Handlungsanweisung basierend auf diesem Modell:

  • Grüner Bereich (Lifestyle & Prävention): Für Ziele wie mehr Bewegung, gesündere Ernährung oder Stressabbau sind Lifestyle-Apps (z.B. Schrittzähler, Meditations-Apps) eine gute Wahl. Hier ist das Risiko gering. Sie dienen der Motivation und Dokumentation. Ein Arztbesuch ist nicht erforderlich.
  • Gelber Bereich (Monitoring & Begleitung): Wenn Sie an einer chronischen Erkrankung wie Diabetes oder Bluthochdruck leiden, können geprüfte Apps oder DiGAs helfen, Werte zu dokumentieren und den Krankheitsverlauf zu managen. Diese Nutzung sollte aber immer in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen. Die App ist hier ein unterstützendes Werkzeug, kein Ersatz für die ärztliche Kontrolle.
  • Roter Bereich (Akute Symptome & Diagnose): Bei akuten Schmerzen, hohem Fieber, Verletzungen oder unklaren, beunruhigenden Symptomen gilt: App beiseitelegen und sofort einen Arzt aufsuchen! Symptom-Checker können eine erste Orientierung geben, sind aber für eine verlässliche Diagnose völlig ungeeignet und können zu gefährlichen Fehlentscheidungen führen.

Eine Brücke zwischen digitaler Unterstützung und ärztlicher Konsultation bildet die Telemedizin. Angebote wie die TK-OnlineSprechstunde von TK-Doc ermöglichen es, bequem von zu Hause aus eine erste ärztliche Einschätzung zu erhalten. Dies ist eine ideale Lösung im „gelben Bereich“, um Daten aus einer App zu besprechen oder bei leichten Beschwerden eine erste fachliche Meinung einzuholen, ohne direkt die Praxis aufsuchen zu müssen.

IGeL-Vorsorge oder Kassenleistung: Wann lohnt sich Selbstzahlung wirklich?

Die Debatte um Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), also ärztliche Leistungen, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, ist oft von Unsicherheit geprägt. Patienten fragen sich, ob eine selbst bezahlte Vorsorgeuntersuchung wirklich nötig ist. Im digitalen Zeitalter eröffnet sich hier eine neue Perspektive: Geprüfte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können in manchen Fällen eine transparente und kostengünstigere Alternative zu bestimmten IGeL-Angeboten sein, insbesondere wenn es um die Begleitung und das Management von Erkrankungen geht.

Der DiGA-Markt wächst rasant und bietet zunehmend Lösungen für Bereiche, die bisher oft durch Selbstzahlerleistungen abgedeckt wurden. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass sich die Anzahl der dauerhaft im BfArM-Verzeichnis gelisteten DiGA innerhalb eines Jahres auf 33 verdoppelt hat (Stand Ende März 2022). Dieses Wachstum bedeutet mehr Auswahl für Patienten bei voller Kostenübernahme durch die Kasse.

Ein konkretes Beispiel ist der Bereich der psychischen Gesundheit. Statt teurer, nicht erstattungsfähiger Coaching-Programme kann eine DiGA zur Therapie von Depressionen eine valide Option sein. Eine solche Anwendung mit einem Erstattungspreis von 199 Euro für eine Einmallizenz ist nicht nur nachweislich wirksam, sondern wird nach ärztlicher Verschreibung auch vollständig von der Krankenkasse bezahlt. Die Selbstzahlung entfällt hier komplett. Die Entscheidung „Selbstzahlung ja oder nein“ wird somit differenzierter:

  • Wann ist eine DiGA eine Alternative zu IGeL? Wenn eine DiGA für Ihre Indikation verfügbar ist (z.B. bei Tinnitus, Migräne, Angststörungen), ist sie fast immer die bessere Wahl, da ihr Nutzen belegt und die Kostenübernahme gesichert ist.
  • Wann kann eine IGeL dennoch sinnvoll sein? Bei speziellen diagnostischen Verfahren, die (noch) nicht zum Leistungskatalog der Kassen gehören und für die es keine digitale Entsprechung gibt (z.B. bestimmte Ultraschalluntersuchungen zur Krebsfrüherkennung).

Die Selbstzahlung lohnt sich also wirklich nur dann, wenn eine gewünschte Leistung nachweislich einen hohen individuellen Nutzen verspricht, der weder durch Kassenleistungen noch durch eine verfügbare und erstattungsfähige DiGA abgedeckt werden kann.

Die 4 IoT-Sicherheitslücken, die Ihr Smart Home angreifbar machen

Auf den ersten Blick scheint die Sicherheit Ihres Smart-Home-Systems wenig mit Ihrer Gesundheits-App zu tun zu haben. Doch das Prinzip ist dasselbe: Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist und persönliche Daten sammelt – sei es Ihr smarter Lautsprecher oder Ihr digitaler Blutdruckmesser – ist ein potenzielles Einfallstor für Cyberkriminelle. Die Denkweise, die Sie für die Sicherung Ihres Smart Homes anwenden, ist dieselbe, die Sie für den Schutz Ihrer Gesundheitsdaten benötigen. Es geht um eine grundlegende digitale Hygiene.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt regelmäßig vor den Gefahren vernetzter Geräte. So wie Sie Ihre Haustür abschließen, sollten Sie auch den digitalen Zugang zu Ihrem Leben und Ihrer Gesundheit sichern.

Immer mehr Haushalte statten sich mit Smart-Home- und IoT-Geräten aus, die jedoch oft unzureichend gesichert sind. Laut BSI wurden mehr als 30.000 IoT-Geräte mit vorinstallierter Malware entdeckt.

– BSI, Digitaler Verbraucherschutz: BSI-Jahresrückblick 2024

Die Sicherheitslücken im Internet der Dinge (IoT) sind oft die gleichen, die auch bei unsicheren Gesundheits-Apps auftreten. Die Empfehlungen des BSI zur Smart-Home-Sicherheit lassen sich daher direkt auf die Auswahl und Nutzung von eHealth-Anwendungen übertragen. Betrachten Sie die folgende Liste als universelle Checkliste für Ihre digitale Sicherheit:

  • Starke, einzigartige Passwörter verwenden: Nutzen Sie niemals dasselbe Passwort für mehrere Dienste, insbesondere nicht für eine Gesundheits-App. Ein Passwort-Manager kann hier helfen.
  • Regelmäßige Updates durchführen: Aktivieren Sie automatische Updates für Ihre Apps und Ihr Betriebssystem. Updates schließen oft kritische Sicherheitslücken.
  • Datenminimierung beachten: Geben Sie einer App nur die Berechtigungen, die sie für ihre Funktion unbedingt benötigt. Eine Ernährungs-App braucht keinen Zugriff auf Ihr Mikrofon.
  • Router-Sicherheit prüfen: Ihr WLAN-Router ist das Tor zu Ihrem Heimnetz. Sichern Sie ihn mit einem starken Passwort und halten Sie seine Firmware aktuell. Viele Angriffe erfolgen über ungesicherte Router.

Diese vier Grundpfeiler der IoT-Sicherheit bilden das Fundament für den Schutz all Ihrer digitalen Daten. Eine App, deren Hersteller diese Prinzipien ignoriert, verdient nicht Ihr Vertrauen – egal, ob sie Ihre Schritte zählt oder Ihren Blutdruck misst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Validierung ist alles: Vertrauen Sie primär auf DiGA aus dem BfArM-Verzeichnis; deren medizinischer Nutzen und Datenschutz sind staatlich geprüft.
  • Risikoabwägung statt Preisvergleich: Wählen Sie eine App nach ihrem Zweck – einfache Lifestyle-Apps für Wellness, geprüfte Apps für Monitoring, DiGA für Therapie.
  • Datenschutz selbst prüfen: Achten Sie auf ein klares Impressum (EU-Sitz), eine verständliche Datenschutzerklärung und minimale App-Berechtigungen.

Wie Sie durch präventiven Lebensstil chronische Krankheiten vermeiden

Der effektivste Weg, gesund zu bleiben, ist die Prävention. Ein proaktiver Lebensstil kann das Risiko für viele chronische Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten erheblich senken. Digitale Gesundheitsanwendungen können hierbei wertvolle Begleiter sein, vorausgesetzt, man wählt sie klug und risikobasiert aus. Gerade im Bereich Prävention ist die Spanne von unbedenklichen bis hin zu hochriskanten Apps enorm.

Rund 22 % aller Gesundheits-Apps zielen auf die mentale Gesundheit ab – ein Bereich, der gleichzeitig als besonders risikoreich eingestuft wird. Während einfache Apps für Meditation, Yoga oder zum Schrittezählen als unproblematisch gelten, erfordern Anwendungen, die bei Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen helfen sollen, eine genaue Prüfung. Hier kommt das risikobasierte Dreistufenmodell ins Spiel, das Ihnen als Leitfaden für die Auswahl von Präventions-Apps dienen kann.

Dieses Modell hilft Ihnen, den potenziellen Nutzen gegen das Datenschutzrisiko abzuwägen und die richtige App für Ihre Bedürfnisse zu finden:

Präventions-Apps nach Risikostufe
Risikostufe App-Typ Beispielanwendungen Empfehlung
Niedrig Lifestyle/Wellness Schrittzähler, Meditation Unbedenklich
Mittel Gesundheitstagebücher Blutzucker-, Blutdrucktagebücher Mit Arzt abstimmen
Hoch Diagnostik/Therapie Symptom-Checker, Therapie-Apps Nur DiGA verwenden

Indem Sie dieses Framework anwenden, entwickeln Sie eine echte digitale Gesundheitskompetenz. Sie lernen, selbstständig zu entscheiden, wann eine einfache, kostenlose App ausreicht (niedriges Risiko) und wann Sie unbedingt auf eine ärztlich verschriebene, validierte DiGA oder zumindest den Rat Ihres Arztes zurückgreifen sollten (mittleres bis hohes Risiko). Dieser bewusste Umgang mit eHealth-Lösungen ist der Kern eines modernen, präventiven Lebensstils. Sie nutzen die Technologie als Werkzeug, behalten aber stets die Kontrolle und Souveränität über Ihre Gesundheit und Ihre Daten.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihre genutzten Gesundheits-Apps anhand dieser Kriterien kritisch zu prüfen. Werden Sie zum informierten Manager Ihrer eigenen Gesundheit – digital und im echten Leben.

Geschrieben von Martin Weber, Dr. Martin Weber ist Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzweiterbildung Präventivmedizin und seit 12 Jahren auf Lebensstilmedizin und Gesundheitsprävention spezialisiert. Er ist zertifizierter Lifestyle Medicine Physician und arbeitet in einer auf Präventivmedizin spezialisierten Privatpraxis in München. Seine Expertise umfasst evidenzbasierte Präventionsstrategien, Schlafmedizin und die Behandlung chronischer Stresserkrankungen.