
Zusammenfassend:
- Der Schlüssel zur Sicherheit ist ein professionelles Mindset, kein blindes Vertrauen in die Ausrüstung.
- Strukturierte Progression in 4 Stufen ist sicherer als autodidaktisches Vorgehen.
- Die systematische Auswahl zertifizierter Anbieter ist Ihre wichtigste Lebensversicherung.
- Die Integration in eine Gemeinschaft (z.B. ein Verein) ist der beste Weg, um langfristig und sicher aktiv zu bleiben.
Der Gedanke an steile Felswände, tosende Wellen oder den freien Fall aus tausenden Metern Höhe löst bei vielen eine faszinierende Mischung aus Furcht und Anziehung aus. Sie spüren den Ruf des Abenteuers, den Wunsch, die eigenen Grenzen auszuloten und den puren Nervenkitzel zu erleben. Doch gleichzeitig hallen die Horrorgeschichten von Unfällen nach, die Bilder von Rettungseinsätzen in den Nachrichten. Dieser innere Konflikt zwischen dem Drang nach Adrenalin und dem tief verankerten Bedürfnis nach Sicherheit und Verantwortung lähmt viele, bevor sie den ersten Schritt überhaupt wagen.
Die üblichen Ratschläge klingen oft banal: „Trage einen Helm“, „Kenne deine Grenzen“. Doch diese Phrasen kratzen nur an der Oberfläche. Sie adressieren nicht die Wurzel der meisten Unfälle, die oft in einer Kette kleiner, vermeidbarer Fehler liegt – einer mangelhaften Vorbereitung, der falschen Selbsteinschätzung oder der Wahl eines unseriösen Veranstalters. Es entsteht der Eindruck, Extremsport sei ein unkalkulierbares Glücksspiel.
Aber was, wenn der wahre Schlüssel zur Sicherheit nicht in einzelnen Tipps, sondern in einem kompletten Systemwechsel liegt? Was, wenn die Antwort darin besteht, die eigene Herangehensweise fundamental zu professionalisieren? Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie das Risiko nicht nur passiv minimieren, sondern es aktiv managen – mit der gleichen systematischen Sorgfalt wie ein Profi. Es geht um einen Wandel vom Hobby-Glücksritter zum verantwortungsbewussten Athleten, der den Nervenkitzel kontrolliert und nicht von ihm kontrolliert wird.
Wir führen Sie durch die entscheidenden Phasen: vom Verständnis, warum Profis sicherer sind, über den strukturierten Einstieg und die Auswahl des richtigen Guides bis hin zur langfristigen Integration von Bewegung in Ihr Leben. Dieser Leitfaden bietet Ihnen ein System für verantwortungsvollen Nervenkitzel.
Sommaire: Ein systematischer Wegweiser für sicheren Extremsport
- Warum professionelle Extremsportler statistisch sicherer sind als Hobbysportler?
- Wie Sie in 4 Stufen sicher in Extremsportarten einsteigen?
- Zertifizierter Guide oder Cowboy-Veranstalter: Woran erkennen Sie den Unterschied?
- Die 5 Gesundheitszustände, die Sie von Extremsportarten ausschließen
- Welche Extremsportart in welchem Alter: Der physiologische Zeitplan?
- Die 3 Wildnis-Risiken, die 80% der Unerfahrenen unterschätzen
- Wie Sie Bewegung in 8 Wochen zur Autopilot-Routine machen?
- Wie Sie körperliche Aktivität lebenslang beibehalten ohne Willenskraft
Warum professionelle Extremsportler statistisch sicherer sind als Hobbysportler?
Auf den ersten Blick wirkt es paradox: Menschen, die sich beruflich extremsten Gefahren aussetzen, scheinen oft ein geringeres Unfallrisiko zu haben als der durchschnittliche Wochenend-Abenteurer. Der Grund liegt nicht in einer übermenschlichen Fähigkeit, sondern in einem fundamental anderen Ansatz: dem Professionalisierungs-Mindset. Während der Hobbysportler auf sein Glück und seine Ausrüstung vertraut, verlässt sich der Profi auf ein System.
Dieses System umfasst rigorose Ausbildung, ständige Wiederholung von Sicherheitsprotokollen und eine Kultur der Fehleranalyse. Es geht darum, jede Variable zu kontrollieren, die kontrollierbar ist. Eine eindrucksvolle Bestätigung dafür liefert die Bergunfallstatistik des Deutschen Alpenvereins (DAV). Eine Analyse ergab, dass DAV-Mitglieder während der Pandemiejahre signifikant seltener verunfallten. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass dies auf eine defensivere Herangehensweise und eine potenziell bessere alpine Ausbildung zurückzuführen ist. Mitglieder in Vereinen wie dem DAV haben Zugang zu strukturierten Kursen, erfahrenen Mentoren und einem etablierten Wissensschatz – ein klares Indiz für eine höhere Professionalisierung.
Die Kehrseite zeigt sich in den Einsatzstatistiken der Rettungsdienste. Die Bergwacht Bayern berichtet, dass mangelnde Planung und Selbstüberschätzung bei Hobbybergsteigern häufige Unfallursachen sind. Profis planen nicht nur für den besten Fall, sondern vor allem für den schlimmsten. Sie investieren massiv in Training und Vorbereitung, wie das neue Bayerische Zentrum für Alpine Sicherheit mit seinen Flugsimulatoren für die Windenrettung beweist. Für den Einzelnen bedeutet das: Sicherheit ist kein Zustand, den man kauft, sondern ein Prozess, den man lernt und lebt.
Der erste Schritt zur Adaption dieses Mindsets ist daher, den eigenen Einstieg nicht dem Zufall zu überlassen, sondern ihn als erste Stufe eines professionellen Trainingsprogramms zu betrachten.
Wie Sie in 4 Stufen sicher in Extremsportarten einsteigen?
Der sicherste Weg in eine neue Extremsportart führt niemals über den autodidaktischen Sprung ins kalte Wasser. Stattdessen ist eine kontrollierte Progression in klar definierten Phasen entscheidend. Dieser strukturierte Ansatz minimiert nicht nur das Risiko, sondern maximiert auch den Lernerfolg und den Spaß. Ein bewährtes Modell, wie es beispielsweise von Verbänden wie dem Verband Deutscher Wassersport Schulen (VDWS) für das Kitesurfen angewandt wird, lässt sich auf die meisten Disziplinen übertragen. Bevor Sie jedoch starten, sollten Sie Ihre persönliche Ausgangslage ehrlich bewerten.

Der Kern der Progression liegt in vier aufeinander aufbauenden Stufen. Zuerst kommt der professionelle Grundkurs bei einer zertifizierten Schule. Hier investieren Sie (beispielsweise 300 bis 600 Euro für einen Kitesurf-Kurs) nicht nur in technische Fähigkeiten, sondern vor allem in Sicherheitswissen. Anschließend folgt die Phase der sicheren Übung unter idealen, anfängerfreundlichen Bedingungen – zum Beispiel bei moderaten Windstärken. Der dritte, oft unterschätzte Schritt, ist die Integration in eine Gemeinschaft, idealerweise durch eine Vereinsmitgliedschaft. Hier profitieren Sie von der Erfahrung anderer und finden sichere Begleitung. Die vierte Stufe ist ein lebenslanger Prozess: fortlaufende Weiterbildung und das schrittweise Erarbeiten höherer Lizenzstufen.
Ihr 5-Punkte-Sicherheits-Audit: Sind Sie wirklich bereit?
- Risikopunkte identifizieren: Listen Sie alle Phasen des Sports auf (z. B. Vorbereitung, Anfahrt, Durchführung, Nachbereitung) und benennen Sie die jeweiligen Gefahren.
- Ausrüstungs- und Wissens-Check: Inventarisieren Sie Ihre bestehende Ausrüstung und Ihr theoretisches Wissen. Gibt es offensichtliche Lücken?
- Kompetenz-Abgleich: Vergleichen Sie Ihre ehrliche Selbsteinschätzung Ihrer körperlichen und mentalen Fähigkeiten mit den realen Anforderungen der Sportart.
- Notfallplan-Prüfung: Haben Sie einen konkreten, durchdachten Plan für den „Was-wäre-wenn“-Fall, oder ist es nur eine vage Idee?
- Lücken schließen: Erstellen Sie einen verbindlichen Plan mit Prioritäten, um Wissens- und Ausrüstungslücken systematisch zu schließen, bevor Sie starten.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieses Plans ist die Wahl des richtigen Lehrers oder Veranstalters in der ersten Stufe. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Zertifizierter Guide oder Cowboy-Veranstalter: Woran erkennen Sie den Unterschied?
Die Wahl des Anbieters für Ihren ersten Kurs oder Ihre erste geführte Tour ist die wichtigste Sicherheitsentscheidung, die Sie treffen werden. Auf dem Markt tummeln sich hochprofessionelle, zertifizierte Schulen neben unseriösen „Cowboy-Anbietern“, deren einziges Ziel eine schnelle Buchung ist. Der Unterschied ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, aber es gibt klare Kriterien, um einen seriösen von einem fahrlässigen Veranstalter zu unterscheiden.
Ein professioneller Anbieter agiert mit voller Transparenz. Er wird stolz seine Zertifizierungen vorzeigen, die von anerkannten internationalen oder nationalen Verbänden wie UIAGM/IVBV (Bergführer), VDWS (Wassersport) oder DHV (Flugsport) ausgestellt wurden. Zudem führt er detaillierte Wartungsprotokolle für seine Ausrüstung und kann eine gültige Berufshaftpflichtversicherung nachweisen, die speziell Extremsportarten abdeckt. Die folgende Tabelle, basierend auf einer Analyse von Sicherheitstipps für Sportler, fasst die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zusammen.
| Kriterium | Zertifizierter Anbieter | Cowboy-Veranstalter |
|---|---|---|
| Zertifizierung | UIAGM/IVBV, VDWS, DHV, TÜV | Keine oder gefälschte Nachweise |
| Ausrüstung | Wartungsprotokolle einsehbar | Keine Dokumentation |
| Versicherung | Berufshaftpflicht nachweisbar | Keine oder unzureichende Deckung |
| Vorgespräch | Detaillierte Gesundheitsabfrage | Fokus auf schnelle Buchung |
Besonders aufschlussreich ist die Erstkommunikation. Ein seriöser Guide wird Sie aktiv nach Ihrer Erfahrung, Ihrer Fitness und vor allem nach bestehenden gesundheitlichen Problemen fragen. Ein Cowboy-Veranstalter hingegen übt Druck zur schnellen Buchung aus und weicht Fragen zu Sicherheitsmaßnahmen oder Versicherungen aus. Bestehen Sie darauf, Nachweise zu sehen. Ihre Sicherheit ist nicht verhandelbar.
Die Gesundheitsabfrage ist dabei kein leeres Ritual, denn bestimmte Vorerkrankungen können selbst bei bester Führung und Ausrüstung ein unkalkulierbares Risiko darstellen.
Die 5 Gesundheitszustände, die Sie von Extremsportarten ausschließen
Selbst mit dem besten Guide und der modernsten Ausrüstung bleibt ein Faktor entscheidend: Ihr eigener Körper. Extremsport setzt den Organismus einer enormen Belastung aus – nicht nur muskulär, sondern vor allem kardiovaskulär. Bestimmte Vorerkrankungen können sich unter dieser Belastung zu einer lebensbedrohlichen Gefahr entwickeln. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Gesundheitszustand und ein präventiver Check-up beim Arzt sind daher keine Option, sondern eine Pflicht.
Die tragischsten Fälle sind oft jene, bei denen ein unentdecktes oder ignoriertes Leiden in der Extremsituation zum Kollaps führt. Roland Ampenberger, Sprecher der Bergwacht Bayern, betont in einem Interview, dass Kreislaufversagen und Herzprobleme neben Abstürzen die häufigste Todesursache in den Bergen sind. Die Statistik der Bergwacht untermauert dies: Allein 2023 gab es 32 Todesfälle beim Wandern und Bergsteigen in den bayerischen Alpen, viele davon internistischer Natur.
Basierend auf diesen Erkenntnissen gibt es fünf zentrale Gesundheitszustände, bei denen von der Ausübung hochintensiver Extremsportarten dringend abzuraten ist oder die zumindest eine explizite ärztliche Freigabe erfordern:
- Bekannte Herzerkrankungen: Dazu zählen die koronare Herzkrankheit, Herzmuskelschwäche, angeborene Herzfehler oder ein Zustand nach einem Herzinfarkt.
- Unkontrollierter Bluthochdruck: Hohe Belastungsspitzen können den Blutdruck in gefährliche Höhen treiben und das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt massiv erhöhen.
- Schwere Herzrhythmusstörungen: Unter Adrenalineinfluss können diese Störungen eskalieren und zu einem plötzlichen Herzstillstand führen.
- Epilepsie oder schwere Schwindelerkrankungen: Ein Anfall oder eine plötzliche Schwindelattacke in einer ausgesetzten Situation (z.B. an einer Felswand) ist katastrophal.
- Akute Infekte oder Fieber: Sportliche Betätigung bei einem Infekt kann im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen.
Neben der Gesundheit spielt auch das Alter eine Rolle bei der Wahl der richtigen Sportart – allerdings anders, als die meisten denken.
Welche Extremsportart in welchem Alter: Der physiologische Zeitplan?
Die landläufige Meinung, dass Extremsport nur etwas für junge, ungestüme Menschen sei, ist ein hartnäckiges Klischee. In Wahrheit verschieben sich mit dem Alter lediglich die physiologischen Stärken und Schwächen. Während junge Athleten von ihrer maximalen Kraft und Explosivität profitieren, können ältere Sportler mit ihrer mentalen Stärke, Erfahrung und einer oft überlegenen Ausdauerleistung punkten. Die Frage ist also nicht, *ob* man in einem bestimmten Alter Extremsport betreiben kann, sondern *welche* Disziplin am besten zur jeweiligen Lebensphase passt.
In den 20ern und frühen 30ern sind Sportarten ideal, die hohe Schnellkraft, maximale Belastbarkeit und eine schnelle Regeneration erfordern, wie Freestyle-Skiing, Wakeboarden oder anspruchsvolles Sportklettern. Ab Mitte 30 und in den 40ern verschiebt sich der Fokus oft hin zu Disziplinen, bei denen Ausdauer und strategisches Denken im Vordergrund stehen. Hier glänzen viele Athleten im Ultra-Laufen, Alpinismus oder Langstrecken-Triathlon.

Fallstudie: Purity Jenninger – Ultra-Marathon mit 40
Ein inspirierendes Beispiel für Leistungsfähigkeit im reiferen Alter ist die 40-jährige Kenianerin Purity Jenninger. Sie hat eine beeindruckende Liste an Ultra-Marathons gefinisht, darunter 44 Läufe über 50 km und 7 über 100 Meilen (162 km). Ihre weiteste Distanz bei einem 24-Stunden-Lauf beträgt 182,8 km. Aktuell bereitet sie sich auf den legendären Spartathlon in Griechenland vor, ein Rennen über 246 km. Ihre Karriere zeigt, dass das Alter für Ausdauerleistungen kein Hindernis, sondern oft sogar ein Vorteil sein kann, da die mentale Härte und Erfahrung wachsen.
Wichtiger als das chronologische Alter ist das biologische Alter und der Trainingszustand. Mit einem intelligenten, altersgerechten Training und der richtigen Sportartwahl ist der Weg frei für ein langes, erfülltes Sportlerleben. Es geht darum, die Stärken des jeweiligen Alters zu nutzen, statt einer verpassten Jugend nachzutrauern.
Unabhängig von Alter und Sportart gibt es jedoch universelle Gefahren in der Natur, die von Anfängern systematisch unterschätzt werden.
Die 3 Wildnis-Risiken, die 80% der Unerfahrenen unterschätzen
Die moderne Ausrüstung vermittelt ein trügerisches Gefühl der Unverwundbarkeit. Doch in der Wildnis, sei es im Hochgebirge oder auf offener See, lauern objektive Gefahren, die sich auch mit der besten Jacke nicht wegdiskutieren lassen. Unerfahrene neigen dazu, sich auf die offensichtlichen Risiken wie einen Absturz zu konzentrieren, während sie die subtileren, aber oft tödlicheren Gefahren ignorieren. Drei davon ragen besonders heraus.
Erstens: Objektive alpine Gefahren wie Stein- und Eisschlag. Diese werden oft als Pech abgetan, doch ihre Wahrscheinlichkeit ist kalkulierbar. Die DAV-Bergunfallstatistik 2022 zeigt eine alarmierende Verdreifachung der Unfälle durch Stein- und Eisschlag auf 9% aller gemeldeten Ereignisse. Faktoren wie die Tageszeit (Erwärmung), die Routenwahl und das Tragen eines Helms sind keine Geschmackssache, sondern essenzielle Bestandteile des Risikomanagements.
Zweitens: Der plötzliche Wetterumschwung. Gerade in deutschen Mittelgebirgen oder an Küsten kann das Wetter innerhalb von Minuten von sonnig zu lebensbedrohlich wechseln. Die Bergwacht Bayern betont immer wieder, dass viele Einsätze auf eine unzureichende Vorbereitung auf Kälte, Nässe und Wind zurückzuführen sind. Ein Wetterbericht reicht nicht; man muss die lokalen Gegebenheiten verstehen und immer Ausrüstung für das schlechteste denkbare Szenario dabeihaben.
Drittens: Der stille Killer – Erschöpfung und Dehydration. Anders als eine Lawine kündigt sich dieser Zustand schleichend an. Unerfahrene ignorieren oft die ersten Anzeichen wie Konzentrationsschwäche oder leichte Krämpfe. Doch fortschreitende Erschöpfung führt unweigerlich zu Fehlentscheidungen, Koordinationsproblemen und letztlich zu Stürzen oder einem Kreislaufkollaps. Eine proaktive und disziplinierte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ist kein Luxus, sondern überlebenswichtig.
Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, braucht es nicht nur Wissen, sondern vor allem eine gefestigte Routine, die Sicherheitshandlungen zur zweiten Natur macht.
Wie Sie Bewegung in 8 Wochen zur Autopilot-Routine machen?
Die größte Hürde für ein sicheres und langes Sportlerleben ist nicht die erste Heldentat, sondern die unspektakuläre, aber entscheidende Regelmäßigkeit. Motivation ist ein flüchtiger Gast, aber eine fest etablierte Routine funktioniert auch an Tagen, an denen die Couch lauter ruft als der Berg. Der Aufbau einer solchen „Autopilot-Routine“ lässt sich systematisch in etwa acht Wochen bewerkstelligen, indem man psychologische Prinzipien gezielt nutzt.
Der Schlüssel liegt darin, den inneren Schweinehund nicht mit reiner Willenskraft zu bekämpfen, sondern ihn auszutricksen. Ein bewährter Ansatz, der sich an den Strukturen von Präventionsprogrammen orientiert, gliedert sich in mehrere Phasen:
- Woche 1-2: Externer Anstoß und Wissensaufbau. Starten Sie mit einem zertifizierten Kurs. Viele Krankenkassen in Deutschland bezuschussen solche Präventionskurse nach § 20 SGB V. Dieser feste Rahmen schafft eine erste Verbindlichkeit.
- Woche 3-4: „Habit Stacking“. Verknüpfen Sie die neue sportliche Aktivität mit einer bereits bestehenden, festen Gewohnheit. Beispiel: Die Sporttasche liegt schon im Auto, und Sie fahren direkt nach der Arbeit zum Training, ohne den Umweg über zu Hause.
- Woche 5-6: Der soziale Vertrag. Suchen Sie sich einen festen Trainingspartner oder eine Gruppe. Die Verpflichtung gegenüber einer anderen Person ist oft ein stärkerer Motivator als die Verpflichtung gegenüber sich selbst.
- Woche 7-8: Strukturelle Verankerung. Der stärkste Anker ist die Mitgliedschaft in einem Verein. Feste Trainingstage, gemeinsame Ziele und der soziale Zusammenhalt verwandeln die Aktivität von einer Pflicht in einen geschätzten Teil des sozialen Lebens.
Ein Leitfaden des Deutschen Alpenvereins bringt es auf den Punkt:
Der soziale Druck, nicht abzusagen, ist ein weitaus stärkerer Motivator als die reine Selbstdisziplin.
– DAV Trainingsleitfaden, Deutscher Alpenverein Ausbildungsprogramm
Am Ende dieses Prozesses steht die Erkenntnis, dass die stärkste Kraft für dauerhafte Aktivität nicht in uns selbst, sondern in der Gemeinschaft liegt.
Das Wichtigste in Kürze
- System schlägt Talent: Sicherheit im Extremsport entsteht durch ein professionelles Mindset und systematisches Risikomanagement, nicht durch Glück oder einzelne Ausrüstungsgegenstände.
- Progression statt Sprung: Ein strukturierter Einstieg über Kurse, betreutes Üben und die Integration in eine Gemeinschaft ist der einzig verantwortungsvolle Weg.
- Qualität vor Preis: Die sorgfältige Auswahl eines zertifizierten und transparenten Anbieters ist Ihre wichtigste Lebensversicherung. Ignorieren Sie rote Flaggen niemals.
Wie Sie körperliche Aktivität lebenslang beibehalten ohne Willenskraft
Die Vorstellung, sich ein Leben lang allein durch eiserne Disziplin zu sportlicher Aktivität zu zwingen, ist nicht nur anstrengend, sondern zum Scheitern verurteilt. Willenskraft ist eine begrenzte Ressource. Der wahre Schlüssel zu lebenslanger Bewegung liegt darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem Aktivität die einfachste und logischste Option wird. Es geht darum, die Notwendigkeit von Willenskraft zu eliminieren, indem man auf die Kraft der Gemeinschaft und der Struktur setzt.
Hier spielt das in Deutschland tief verwurzelte Vereinswesen seine größte Stärke aus. Ein Sportverein ist weit mehr als nur ein Ort zum Trainieren. Er ist ein soziales System, das Verbindlichkeit schafft, Wissen teilt und Motivation durch gemeinsame Erlebnisse generiert. Wenn man feste Trainingstermine hat, auf die sich andere verlassen, wird die Frage „Gehe ich heute hin?“ irrelevant. Man geht einfach.
Die Zahlen des Deutschen Alpenvereins sprechen eine deutliche Sprache. Mit über 1,4 Millionen DAV-Mitgliedern im Jahr 2022 ist er nicht nur ein riesiger Verband, sondern auch der Beweis dafür, dass ein gemeinschaftlicher Rahmen ein extrem starker Motor für kontinuierliche Aktivität ist. Diese Mitglieder sind nicht nur sicherer unterwegs, wie wir gesehen haben, sondern sie bleiben auch dauerhaft aktiv. Sie profitieren von einem riesigen Angebot an Kursen, Touren und Infrastruktur wie Hütten und Kletterhallen. Die anfängliche Investition in einen Kurs wird so zur Eintrittskarte in eine Welt, die einen ganz von allein „dabei“ hält.
Beginnen Sie noch heute damit, Ihren Einstieg systematisch zu planen. Suchen Sie nicht nur eine Sportart, sondern eine Gemeinschaft. Machen Sie den ersten Schritt in Richtung eines langen und erfüllten Lebens voller verantwortungsvollem Nervenkitzel.
Häufig gestellte Fragen zum sicheren Einstieg in den Extremsport
Kann ich die Wartungsprotokolle der Ausrüstung verlangen?
Ja, absolut. Ein seriöser Anbieter in Deutschland wird Ihnen proaktiv und ohne Zögern die Zertifizierungen seiner Ausrüstung (z. B. TÜV-Plaketten, DIN-Normen) und die dazugehörigen Wartungsintervalle vorlegen. Misstrauen ist angebracht, wenn hier gezögert oder ausgewichen wird.
Wie erkenne ich eine gültige Berufshaftpflichtversicherung?
Bitten Sie um eine Kopie des aktuellen Versicherungsnachweises. Achten Sie darauf, dass die Police explizit die Ausübung von Extremsportarten abdeckt und das Gültigkeitsdatum aktuell ist. Eine normale Betriebshaftpflicht reicht hier nicht aus.
Was sind rote Flaggen in der Erstkommunikation?
Seien Sie alarmiert bei starkem Druck zu einer schnellen Buchung („Nur noch heute dieser Preis!“), wenn keine Fragen zu Ihrer Erfahrung oder Ihrem Gesundheitszustand gestellt werden oder wenn konkrete Informationen zu Sicherheitsmaßnahmen vage bleiben oder ganz fehlen.